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Elektrotechnik

Leitungssucher: Ohne Kurzschluss und Wasserschaden in die Wand bohren

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 09. Juni 2021
Lesedauer: 8 Minuten
© DevidDo / istockphoto.com

Wer ein Bild aufhängen, ein Regal montieren oder den neuen Badspiegel anbringen möchte, braucht dafür Löcher in der Wand. Vor dem Bohren sollten Sie unbedingt überprüfen, was sich im Gemäuer unter den Bohrlöchern befindet. Sonst ist schnell ein Stromkabel oder die Wasserleitung angebohrt. Mit Leitungssuchern finden Sie heraus, ob in der Nähe Ihrer geplanten Bohrlöcher Leitungen verlaufen.

Alles auf einen Blick:

  • Leitungssucher können je nach Bauart Stromkabel, Wasserleitungen, Gasleitungen, Metall und Holz in Wänden finden. Das ist beispielsweise dann notwendig, wenn Sie vorhaben, in Ihre Wand zu bohren.
  • Sie funktionieren mit elektrischen und magnetischen Feldern.
  • Je nachdem, welche Materialien sie aufspüren sollen, können sie bis zu zwölf Zentimeter tief in Wände messen.
  • Erkennt der Sensor des Ortungsgeräts eine Wasser- oder Stromleitung, gibt er ein optisches oder akustisches Signal ab.
  • Damit der Leitungssucher zuverlässig funktioniert, muss er vor jeder Anwendung kalibriert, also auf die Eigenschaften des jeweiligen Gemäuers angepasst, werden.

Aufbau und Funktion

Leitungssucher finden mithilfe elektrischer und magnetischer Felder Wasserleitungen und Stromleitungen, die unter dem Putz versteckt verlegt sind. Spezielle Ortungsgeräte finden aber beispielsweise auch Bauteile aus Holz.

Was ist ein Leitungssucher?

Leitungssucher
© DevidDo / istockphoto.com

Ein Leitungssucher ist in der Lage, nicht sichtbare Objekte in Wänden, Decken oder Böden zu finden. In der Regel kommt er zum Einsatz, um Stromleitungen, Gasleitungen und Wasserleitungen aufzuspüren. Das ist beispielsweise nötig, wenn Bohrungen vorgenommen werden, denn eine angebohrte Leitung bedeutet nicht nur viel Aufwand bei der Reparatur. Eine angebohrte Stromleitung kann durch einen Stromschlag lebensgefährlich werden, eine getroffene Wasserleitung kann einen Wasserschaden zur Folge haben. Leitungssucher werden auch als Ortungsgerät oder Leitungsfinder bezeichnet.

Wie sind Leitungssucher aufgebaut?

Ortungsgeräte bestehen in der Regel aus einem Kunststoffgehäuse. Oft haben Sie einen Haltegriff oder zumindest gummierte Außenkanten, um sicher in der Hand zu liegen. Während günstigere Geräte nur eine LED-Anzeige aufweisen und blinken oder leuchten können, haben hochwertigere Leitungssucher ein LCD-Display inklusive Tonsignal. Die versteckten Leitungen in den Wänden finden sie mit einem speziellen Sensor am oberen Ende des Gehäuses.

In den häufigsten Fällen werden digitale Ortungsgeräte mit Batterien, seltener mit Akkus, betrieben.

Wie funktionieren Leitungssucher?

Leitungsfinder funktionieren mit einem elektrischen, einem magnetischen oder einem elektromagnetischen Feld – je nachdem, welche Objekte Sie finden sollen:

  • Nicht-Metalle: elektrisches Feld
  • Metalle: magnetisches Feld
  • Spannungsführende Leitung: elektromagnetische Induktion

Schalten Sie Ihren Leitungssucher ein, baut sich je nach verbauter Methode ein elektrisches, magnetisches oder elektromagnetisches Feld auf. Fahren Sie dann mit dem Leitungsfinder über eine versteckte Leitung oder ein anderes Hindernis, reagiert das entstandene Feld darauf und verändert sich. Aufgrund dieser Veränderung erkennt das Gerät, dass sich unterhalb des Putzes mehr als nur Gemäuer befindet und zeigt das mit einem optischen oder akustischen Signal an.

Viele Leitungsfinder kombinieren verschiedene Sensorarten. Sie erkennen dann nicht nur eine Art von Hindernissen, wie zum Beispiel Stromleitungen, sondern gleichzeitig Metall- und Kunststoffrohre der Wasserleitung.

Welche Materialien finden Leitungssucher?

Mit Leitungssuchern können Sie stromführende Leitungen und Kabel, Wasserleitungen aus Metall oder Kunststoff, Heizungsrohre, Gasleitungen, Holz, Metallstreben und Bewehrungen sowie unter dem Putz liegende Schalter und Steckdosen.

ACHTUNG!
Nicht jedes Gerät findet auch jede Art von Leitungen oder Bauteilen im Gemäuer. Achten Sie darauf, dass der Leitungsfinder, den Sie verwenden oder kaufen möchten, für Ihre Zwecke geeignet ist.
 

Wie tief können Leitungssucher messen?

Hochwertige Leitungsfinder können bis zu zwölf Zentimeter tief in die Wände messen. Allerdings hängt die Messtiefe hauptsächlich davon ab, welche Materialien der Leitungssucher finden soll und wie die Wand beschaffen ist. So finden Leitungssucher Holzbalken oft nur in geringer Tiefe bis zu 20 Millimetern, während Stahl oder Stromleitungen deutlich tiefer im Gemäuer liegen können.

Je tiefer Leitungsfinder messen können, desto hochwertiger sind sie in der Regel. Achten Sie beim Kauf auf die Angaben des Herstellers zur Erfassungstiefe.

Anwendung

Vor der Suche ist es wichtig, dass Leitungssucher sich auf das jeweilige Gemäuer einstellen können. Vergessen Sie daher nicht, das Gerät nach dem Einschalten zu kalibrieren.

Wie gibt das Ortungsgerät Signale ab?

Günstigere Geräte ohne Display signalisieren ein gefundenes Kabel oder eine Leitung meist mit einer LED-Lampe. Findet der Leitungssucher eine entsprechende Leitung in der Wand, leuchtet das LED-Licht durchgehend auf. Hier können sich Geräte allerdings unterscheiden. Beachten Sie dazu die Bedienungsanleitung des Herstellers. Etwas teurere Geräte geben meist optische Signale über ein LCD-Display mit Balkenanzeige oder einen Signalton ab. Hochwertige Leitungsfinder kombinieren auch beide Signalarten.

Was sollten Sie bei der Nutzung beachten?

Bevor Sie mit dem Bohren loslegen, sollten Sie die Wand nach versteckten Stromleitungen und Wasserrohren absuchen. Dafür ist es nötig, den Leitungsfinder zu kalibrieren. Das bedeutet, er muss erst den Normalzustand des Gemäuers und seine spezifischen Eigenschaften und Werte kennenlernen, bevor eine zuverlässige Ortung von Kabeln, Leitungen, Metallen oder Holz möglich ist. Halten Sie dafür den eingeschalteten Leitungsfinder an eine Stelle der Wand, an der keine störenden Objekte im Gemäuer vorkommen. Bei hochwertigen Geräten können Sie dabei vorher den Betriebsmodus auf verschiedene Situationen einstellen wie Trockenbau oder Betonwand.

Manche Geräte kalibrieren sich nach dem Einschalten automatisch. Sie sind dadurch zwar viel einfacher zu bedienen, aber meist auch etwas teurer.

Sobald das Ortungsgerät kalibriert ist, streichen Sie damit großzügig und langsam den Wand- oder Deckenbereich ab, an dem Sie eine Bohrung vornehmen möchten. Da die meisten Geräte Leitungen nicht ganz exakt messen, sollten Sie um jedes gefundene Objekt einige Zentimeter Sicherheitsabstand hinzurechnen.

TIPP:
Wasser-, Strom- und Gasleitungen verlaufen in modernen Gebäuden normalerweise immer senkrecht und waagrecht. Ihren ungefähren Verlauf können Sie daher an Lichtschaltern, Steckdosen, Wasser- und Gasanschlüssen ganz gut einschätzen. Bei älteren Bauten, circa bis in die 1950er Jahre, gab es diese Regelung noch nicht. Um Material zu sparen, wurden Leitungen kreuz und quer, entlang des kürzesten Weges verlegt. Besonders in solchen Gebäuden sollten Sie vor einer Bohrung sorgfältig den Untergrund untersuchen.
 

Kosten und Kauf

Nutzen Sie ein Ortungsgerät nur gelegentlich, muss es kein teures Profigerät sein. Worauf Sie beim Kauf achten sollten, hängt vor allem davon ab, wie Sie das Gerät später einsetzen möchten.

Wie viel kosten Leitungssucher?

Für die Zwecke von Hobby-Handwerkern reichen Ortungsgeräte bis 100 Euro in der Regel völlig aus. Personen, die solche Geräte sehr oft nutzen oder besondere Anforderungen haben, sollten lieber zu hochwertigen Ortungsgeräten mit umfangreichen Funktionen greifen.

Da das Angebot an Leitungssuchern riesig ist, gibt es auch entsprechend große Qualitätsunterschiede. So finden Sie im Handel auch sehr einfache Metalldetektoren bereits für 10 Euro. Inwieweit so günstige Geräte aber tatsächlich zuverlässig funktionieren und Sie vor angebohrten Leitungen schützen können, ist umstritten. Demgegenüber stehen absolute Profigeräte für mehrere Tausend Euro, die für den gelegentlichen Einsatz in den eigenen vier Wänden nicht nötig sind.

Worauf sollte man beim Kauf achten?

Stehen Sie gerade vor der Kaufentscheidung und werden vom Angebot an Ortungsgeräten nahezu erschlagen, sollten Sie für sich überlegen, welche Funktionen und Eigenschaften Ihnen besonders wichtig sind. Die wichtigsten Unterschiede an Leitungsfinden ergeben sich durch:

  • Material
    Es gibt günstigere Geräte, die nur eine Art von Material, zum Beispiel Objekte aus Metall, finden, und solche, die weitere Gegenstände erkennen.
  • Erfassungstiefe
    Die Erfassungstiefe kann von wenigen Millimetern bis zu zwölf Zentimeter reichen. Je tiefer das Gerät messen kann, desto teurer ist es in der Regel.
  • Signal/Anzeige
    Günstige Geräte haben meist nur eine LED-Leuchte, teurere Geräte dagegen oft ein Display, einen Alarmton und manchmal noch einen LED-Leuchtring.
  • Batterie-/ Akkulaufzeit
    Je nachdem, wie oft und lange Sie den Leitungsfinder nutzen, bieten sich Ortungsgeräte mit Batterien oder solche mit Akku besser an.
  • Kalibrierung
    Eine Kalibrierung sollte vor der Leitungssuche immer stattfinden. Manche Geräte müssen Sie manuell kalibrieren, andere Leitungssucher führen diesen Schritt selbst durch. Je weniger Sie selbst einstellen müssen, desto einfacher ist die Bedienung.
  • Bedienbarkeit und Bauart
    Gummierte Haltegriffe, beleuchtete Displays und ein geringes Eigengewicht tragen zu einer besonders nutzerfreundlichen Bedienbarkeit bei.
  • Preis
    Je nach Ausstattung reichen die Preise guter Geräte bis zu einigen hundert Euro. Profigeräte gibt es sogar für einige tausend Euro.

Fazit

Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass Sie ein Loch in Ihre Wand oder Decke bohren müssen. Damit Sie dabei keine Stromleitungen und Wasser- oder Gasrohre beschädigen, sollten Sie vorher überprüfen, was sich im Gemäuer unter dem geplanten Loch befindet. Denn angebohrte Leitungen sind nicht nur aufwendig in der Reparatur. Bei Strom kommt es im besten Fall nur zu einem Kurzschluss, im schlimmsten Fall droht Lebensgefahr. Angebohrte Wasserleitungen können einen umfangreichen Wasserschaden verursachen. Untersuchen Sie daher den entsprechenden Bereich vorher sorgfältig mit einem sogenannten Leitungssucher. Diese Geräte erkennen Kabel, Rohre, Metallbauteile und Holz, das sich unter dem Putz verbirgt. Je nach Bauart und aufzuspürendem Material können sie dabei bis zu zwölf Zentimeter tief in die Wände messen. Mit einem LED-Licht, einer Balkenanzeige auf einem Display oder einem Alarmton macht es Sie auf Kabel und Leitungen im Gemäuer aufmerksam.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.