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Photovoltaik- und Solaranlagen

Solaranlage befüllen: Solarthermie mit Solarflüssigkeit richtig nachfüllen

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 02. November 2023
Lesedauer: 11 Minuten
© Luis Miguel Perez / istockphoto.com

Immer mehr Haushalte entscheiden sich dafür, mit erneuerbaren Energien ihren Bedarf an Strom und Wärme zu decken. Die Installation von Solarthermie-Anlagen ist dabei eine besonders beliebte Wahl. Die Anlage nutzt solare Energie, um Ihre vier Wände zu heizen und gleichzeitig auch für die Warmwasseraufbereitung. Damit eine thermische Solaranlage reibungslos funktioniert, muss sie in regelmäßigen Abständen gewartet werden. Dabei ist die Kontrolle der wärmeleitenden Flüssigkeit, der sogenannten Solarflüssigkeit, besonders wichtig. Eine zu geringe Menge oder veraltete Wärmeträgerflüssigkeit kann die Lebensdauer der gesamten Anlage erheblich verkürzen. Wie und wann die Solaranlage befüllt werden muss und was diesbezüglich zu beachten ist, darauf gehen wir in diesem Artikel ein.

Alles auf einen Blick:

  • Für den Betrieb einer thermischen Solaranlage ist eine wärmeleitende Flüssigkeit notwendig, wobei in der Regel ein Wasser-Glykol-Gemisch verwendet wird.
  • Ihre solare Anlage sollte in regelmäßigen Abständen, mindestens alle zwei Jahre gewartet werden. Dabei gilt es, die Qualität und die Menge der Solarflüssigkeit zu prüfen und bei Bedarf austauschen oder nachfüllen zu lassen.
  • Ein geringer Druck im System oder Verunreinigungen in der Wärmeträgerflüssigkeit können Anzeichen für eine notwendige Neubefüllung mit Solarflüssigkeit sein.
  • Die alte Flüssigkeit muss als Sondermüll entsorgt werden. Informieren Sie sich bei Ihrer örtlichen Sondermülldeponie über die richtige Vorgehensweise.
  • Für einen einwandfreien Betrieb sind beim Nachfüllen einige Dinge zu beachten, weshalb es empfehlenswert ist, diese Arbeit einem Fachmann zu überlassen.

Was ist Solarflüssigkeit?

Solarflüssigkeit, auch als Solarthermie-Flüssigkeit oder Wärmeträgerflüssigkeit bezeichnet, spielt eine zentrale Rolle in Solaranlagen. Die Anlagen nutzen solare Energie zur Erzeugung von Wärmeenergie, die anschließend zum Heizen oder zur Warmwasseraufbereitung genutzt wird. Die Solarflüssigkeit fungiert als Trägermedium, das die gewonnene Sonnenenergie aufnimmt und im Kreislauf von den Kollektoren zum Wärmespeicher transportiert, von wo aus die Wärmeenergie weiterverarbeitet wird. Hierbei handelt es sich um ein Wasser-Glykol-Gemisch. Dieses Mittel ist in der Lage, effizient sowohl bei extrem hohen Temperaturen als auch bei Minusgraden zu arbeiten. Der Glykol-Anteil dient dabei als Frostschutz und verhindert das Einfrieren und den Defekt der Kollektoren während den kalten Wintermonate. Je höher die Menge von Glykol ist, desto frostresistenter ist das System. 

Solarthermie befüllen: Warum muss Solarflüssigkeit nachgefüllt werden?

Eine zu geringe Menge führt zu einer ineffizienten Wärmeübertragung, wodurch anders gesagt zu wenig Nutzwärme produziert werden kann. Eine weitere negative Folge ist, dass der Forstschutz nicht mehr ausreicht, was bei kalten Temperaturen zu einem Defekt führt. Ein ausgeglichener Flüssigkeitsstand der Solarflüssigkeit ist ausschlaggebend, um einen reibungsfreien Betrieb der solarthermischen Anlage zu gewährleisten.

Wenn Solarthermie mit neuer Solarflüssigkeit ausgefüllt wird, wird im gleichen Zug das Rohrsystem entlüftet und der Systemdruck ausgeglichen. Schmutzpartikel im Trägermedium können in die Rohre gelangen, sodass die Pumpe beschädigt werden kann. Im Allgemeinen beugt das Nachfüllen einem schnellen Verschleiß der Bauteile und somit auch einem vorzeitigen Defekt vor. Aber auch, wenn die Trägerflüssigkeit veraltet ist, sollten Sie diese austauschen, um Schäden zu vermeiden.

TIPP:
Wenn Ihre Wärmeträgerflüssigkeit verunreinigt ist,  kann das ein Anzeichen für schlechte Qualität sein. Auch ein pH-Streifentest kann Ihnen über die Haltbarkeit Aufschluss geben. Idealerweise sollte der pH-Wert zwischen 7,5 und 8 liegen.

Wie oft sollte die Flüssigkeit ausgetauscht werden?

In der Regel sollte Solarflüssigkeit je nach Qualität und Hersteller alle vier bis zehn Jahre ausgetauscht oder nachgefüllt werden. Unter Umständen kann auch ein Austausch nach drei Jahren notwendig sein. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie die Anlage zusammen mit dem Wärmeträger mindestens alle zwei Jahre prüfen lassen. Am besten lassen Sie die Kontrolle im Rahmen der Solarthermie-Wartung vom Profi durchführen. Er kann Ihnen dann genau sagen, ob ein Nachfüllen oder ein kompletter Flüssigkeitsaustausch notwendig ist. Ein Indikator dafür, dass sich in Ihrer Solarthermieanlage zu wenig Trägerflüssigkeit befindet, ist ein niedriger Druck.

Wie hoch muss der Druck in der Solaranlage sein?

Der ideale Anlagendruck hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, daher kann eine genaue Angabe nicht gemacht werden. Hier spielen die Anlagengröße sowie der Höhenunterschied zwischen dem Ausdehnungsgefäß und den Kollektoren eine Rolle. Wenn Sie bei Ihrer solarthermischen Anlage den Druck überprüfen möchten, dann orientieren Sie sich dabei am besten an den Herstellerangaben oder wenden Sie sich an einen Fachbetrieb.

Welche Flüssigkeiten werden zum Befüllen verwendet?

Welche Flüssigkeit für das Befüllen der Solaranlage notwendig ist, richtet sich nach dem verbauten System. Normalerweise wird eine Mischung aus Wasser und Glykol genutzt. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Solarflüssigkeit nicht von unterschiedlichen Herstellern nutzen, sondern auf das gleiche Wärmeträgermittel zurückgreifen. Denn das kann sonst zu unerwünschten chemischen Reaktionen führen. Glykol hat den Vorteil, dass es Ihre Anlage beständig gegen Frost macht. Jedoch beeinträchtigt es gleichzeitig die Speicherfähigkeit der Solarflüssigkeit, wodurch die Pumpen der Anlage mehr Arbeitsenergie aufbringen müssen, um ausreichend Wärme bereitzustellen. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Energiekosten. Zudem entstehen durch Glykol mit der Zeit durch die Wärmeprozesse Ablagerungen in den Rohren.

Es gibt auch die Möglichkeit, die Solarthermie lediglich mit Wasser zu betreiben, zum Beispiel durch eine Anlage mit einem sogenannten Drain-Back-System. Ob reines Wasser für jede Anlage wirklich sinnvoll ist, sollten Sie jedoch mit einem Profi beraten.

Drain-Back-System in Solaranlagen:
Dieses System in Solaranlagen schützt vor Frostschäden, indem es die Flüssigkeit bei geringer Sonneneinstrahlung ablässt. Im Sommer kühlt es die Kollektoren zur Leistungssteigerung. Effiziente und zuverlässige Wärmeerzeugung aus solarer Energie.

Solaranlage: befüllen und reinigen 

Die Befüllung und Reinigung Ihrer Solaranlage sind entscheidende Schritte, um deren Effizienz und Lebensdauer zu gewährleisten. Im folgenden Absatz geben wir Ihnen hilfreiche Tipps, um Ihre Anlage instand zu halten. In vielen Fälle ist es aber ratsam, sich für diese Arbeiten an einen professionellen Fachmann zu wenden, um eine sichere und effiziente Durchführung zu gewährleisten.

Welche Sicherheitsvorkehrungen müssen beim Befüllen beachtet werden?

Die Sicherheit Ihrer Solaranlage ist von großer Bedeutung. Sie sollten darauf achten, dass bei der Befüllung keine Luft in das System gelangt, da dies zu erheblichen Effizienzeinbußen führen kann. Es ist ratsam, die Befüllung morgens oder abends durchzuführen, wenn die Sonnenkollektoren nicht aktiv sind, um Dampfschläge aufgrund der Verdampfung der Solarflüssigkeit zu vermeiden. Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Flüssigkeit bei zu hoher Temperatur Verbrennungen verursachen kann. Um Unfälle zu vermeiden, sollten Sie alle benötigten Gerätschaften und Füllmittel auf einem stabilen Untergrund platzieren, um das Risiko von Verschüttungen zu minimieren, insbesondere bei der Verwendung von Wasser-Glykol-Gemischen.

Wie wird die Solarthermie-Anlage korrekt befüllt?

Wenn Sie die Solarthermie-Flüssigkeit selbst austauschen möchten, müssen Sie diese in der Regel zuerst anmischen. Das benötigte Mischverhältnis entnehmen Sie der Betriebsanleitung Ihrer Anlage. Halten Sie sich exakt an das vorgegebene Verhältnis zwischen Wasser und Frostschutz. Für das Befüllen benötigen Sie außerdem eine Pumpe, einen Schlauch und eine großen Auffangbehälter für das alte Trägermittel. Beachten Sie außerdem, dass die Solarflüssigkeit nur bei einer Temperatur von unter 40 Grad Celsius in das Heizsystem gefüllt werden darf.

Folgende Schritte sind für die Reinigung und Neubefüllung einer Solaranlage notwendig:

Alte Flüssigkeit ablassen

Die alte Flüssigkeit muss zunächst entfernt werden. Hierfür sind mehrere Behälter oder eine große Wanne notwendig. Stellen Sie diese unter, lassen Sie die Flüssigkeit aus dem System herauslaufen und entsorgen Sie die Solarflüssigkeit ordnungsgemäß. Wo sich die Befüllungs- und Entlüftungspunkte der Solaranlage befinden, richtet sich nach dem Modell. Informationen hierzu finden Sie in der dazugehörigen Installations- und Bedienungsanleitung.

WICHTIG:
Die alte Solarflüssigkeit gilt als Sondermüll und darf daher nur unter bestimmten Sicherheitsbedingungen entsorgt werden. Erkundigen Sie sich am besten im Vorfeld über die fachgerechte Entsorgung. Wenden Sie sich dafür am besten an Ihre Gemeinde oder die Entsorgungsstelle Ihrer Region.

Rohre reinigen und durchspülen

Im nächsten Schritt sollten die Rohre gereinigt werden, um alle schädlichen Ablagerungen zu entfernen. Für die Reinigung sollten Sie ein geeignetes Mittel verwenden, um die solare Anlage nicht zu beschädigen. Halten Sie sich dabei an die Herstellerempfehlung. Spülen Sie am Ende das ganze mit klarem Wasser sorgfältig durch. Wichtig ist, dass es sich um sauberes Leitungswasser handelt. In den Rohren dürfen am Ende keine Reste von Reinigungsmittel mehr vorhanden sein, da diese sonst die Wärmeträgerflüssigkeit verunreinigen können und den Betrieb beeinträchtigen. Spülen Sie so lange nach, bis nur noch klares Wasser aus dem Schlauch läuft.

Ventile überprüfen

Alle Ventile und Anschlüsse, die Sie für das Entleeren und die Reinigung geöffnet haben, sollten dicht und sicher sein. Überprüfen Sie dies, bevor Sie die Anlage neu befüllen und nach der Wartung wieder in Betrieb nehmen.

Solaranlage befüllen mit Handpumpe oder Pumpe

Der schwierigste Arbeitsschritt ist das Befüllen der Solarthermie. Hierbei darf keine Luft in die Rohre gelangen. Die eingesetzte Pumpe sollte ausreichend Druck erzeugen, mindestens 2,5 bar. Achten Sie darauf, dass der Schlauch beim Befüllen immer unterhalb der Flüssigkeitsoberfläche liegt.

TIPP:
Das manuelle Ausfüllen und der Austausch der Solarflüssigkeit in das geschlossene System der Solaranlage kann sich als sehr umständlich gestalten. Mit elektrischen Füll- und Spülgeräten für Solarthermieanlagen vereinfachen Sie sich die Arbeit ein wenig. Mithilfe eines speziellen Geräts lässt es sich zudem auch ein wenig besser verhindern, dass Luft in die Rohre gelangt.

System entlüften und in Betrieb nehmen

Auch wenn Sie sorgfältig arbeiten, geringe Luftmengen werden wohl trotzdem in das Rohrsystem gelangen, daher ist es wichtig, am Ende das Ganze zu entlüften. Einige Anlagen entlüften sich automatisch. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen Sie das Entlüften selbst übernehmen. Dabei ist es entscheidend, am Ende den Druck einzustellen, den die Anlage benötigt, um effizient zu arbeiten.

Wer darf die Befüllung durchführen?

Sie können in der Regel die Befüllung sowie die Reinigung auch selbst übernehmen. Jedoch handelt es sich hierbei um eine anspruchsvolle Wartungsarbeit, bei der auf verschiedene technische Daten geachtet und besonders sorgfältig gearbeitet werden muss. Wird das Reinigungsmittel nicht gründlich ausgespült oder unsachgemäß entlüftet, dann kann das Ihre Anlage langfristig beschädigen. Wir empfehlen aus Sicherheitsgründen, sich am besten an einen Experten zu wenden. So stellen Sie sicher, dass Ihre solarthermische Anlage auch weiterhin effizient arbeitet.

Solaranlagen Wartung: Wie werden Leckagen oder andere Probleme erkannt?

Die Wartung von Solaranlagen ist wichtig, um ihre Effizienz zu verbessern. Leckagen und Probleme lassen sich durch folgende Symptome erkennen: Risse oder feuchte Stellen, plötzlicher Druckabfall, Wärmeverlust und Wasserflecken in der Nähe von Rohrverbindungen. Ein niedriger Druck kann zum Beispiel ein Hinweis auf zu wenig Trägerflüssigkeit sein. Es ist ratsam, in regelmäßigen Abständen – alle zwei bis fünf Jahre – professionelle Wartungen durchzuführen, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben. So bleibt die Anlage effizient und arbeitet zuverlässig.



Fazit

Um eine Solarthermieanlage langfristig effizient zu betreiben, muss die darin enthaltene Wärmeleitflüssigkeit in regelmäßigen Abständen erneuert oder nachgefüllt werden. Sie sollten in diesem Zusammenhang das gesamte Leitungssystem gründlich reinigen und überprüfen, ob alle Komponenten noch einsatzfähig sind. Beim Befüllen der Anlage mit der neuen Flüssigkeit ist insbesondere darauf zu achten, dass keine Luft ins System gelangt und das richtige Wasser-Glykol-Gemisch genutzt wird. Zudem ist die alte Flüssigkeit auch sachgemäß als Sondermüll zu entsorgen. Auf der sicheren Seite stehen Sie, wenn Sie einen Profi für diese Arbeit engagieren.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.