Handwerksbetriebe kennen die Herausforderung, mit begrenzten finanziellen Ressourcen ihre Projekte zu realisieren. Besonders Elektriker stehen vor hohen Investitionen, wenn es um neue Ausrüstungen oder den Ausbau von Dienstleistungen geht, aber auch Weiterbildungen, um neue Kundenkreise zu erschließen, können kostenintensiv sein. Doch wie lässt sich finanzielle Unterstützung erhalten? Kredite und Fördermittel bieten hier Chancen. Es gibt verschiedene Programme, die speziell auf Handwerksbetriebe zugeschnitten sind. Besonders für technologische Erweiterungen, wie die Installation von Photovoltaikanlagen, bieten sich attraktive Finanzierungsmöglichkeiten an.
- Neue Kunden durch Spezialisierung und Weiterbildung gewinnen
- Proaktiv werden und Darlehen bei der Bank suchen
- IT-Vorsprung schaffen: Mittelstandsförderungen durch die Bundesregierung nutzen
- Finanzielle Hilfe: Stille Teilhaber als Chance mit Einschränkungen
- Zum Ausbildungsbetrieb werden und finanzielle Unterstützung sichern
Neue Kunden durch Spezialisierung und Weiterbildung gewinnen
Elektriker, die Photovoltaikanlagen installieren möchten, benötigen spezielle Qualifikationen, die über das klassische Handwerk hinausgehen. Ein zentrales Element ist die Schulung zur Installation und Inbetriebnahme von PV-Anlagen. Diese Ausbildung vermittelt die Fähigkeit, Solaranlagen fachgerecht zu planen, zu montieren und zu warten. Hierbei sind Kenntnisse über technische Normen, die Netzeinspeisung und die Auswahl geeigneter Materialien entscheidend. Zudem müssen Elektriker in der Lage sein, Energiespeicher und Wechselrichter zu integrieren.
Unterschiede zur klassischen Elektrikerausbildung
Im Gegensatz zur traditionellen Elektrikerausbildung erfordert die Arbeit mit PV-Systemen tiefgreifende Kenntnisse im Bereich erneuerbarer Energien und der Elektromobilität. In der klassischen Ausbildung werden Grundlagen der Elektroinstallation und -wartung vermittelt, jedoch keine spezifischen Kenntnisse über Solartechnik. Elektriker, die in diesem Feld tätig werden wollen, benötigen oft zusätzliche Zertifikate wie den „Sachkundenachweis Photovoltaik“. Dieser Nachweis ermöglicht es ihnen, rechtlich abgesichert zu arbeiten und bietet zusätzliche Sicherheit für Kunden und Auftraggeber.
Finanzielle Unterstützung und Förderprogramme
Für die notwendigen Weiterbildungen gibt es zahlreiche finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten. Die KfW-Bank bietet spezielle Kredite für Fortbildungen im Bereich erneuerbarer Energien, die mit niedrigen Zinsen und flexiblen Rückzahlungsoptionen ausgestattet sind. Handwerker können außerdem von regionalen Förderprogrammen profitieren, die speziell auf die Unterstützung von Qualifikationen für die Energiewende abzielen. Hierzu zählen unter anderem Zuschüsse, die die Kosten von Schulungen und Prüfungen senken.
Proaktiv werden und Darlehen bei der Bank suchen
Handwerker, die kurzfristig finanzielle Mittel benötigen, können einfach und schnell Geld leihen, indem sie auf maßgeschneiderte Darlehen bei spezialisierten Banken zurückgreifen. Diese Kredite sind häufig speziell auf die Bedürfnisse von Handwerksbetrieben zugeschnitten und gewähren schnelle Liquidität. Ein zentraler Punkt ist dabei, sich gut auf den Kreditantrag vorzubereiten.
Die Bank fordert in der Regel einen Nachweis über die finanzielle Situation des Unternehmens. Dazu gehören aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA), eine Übersicht der laufenden Aufträge und ein Businessplan, der zukünftige Projekte aufzeigt. Elektriker sollten ihre Buchhaltung gut im Griff haben, um die nötigen Informationen schnell bereitstellen zu können.
Wie sich günstige Konditionen sichern lassen
Um besonders günstige Konditionen zu erhalten, sollten Handwerker auf eine gute Kreditwürdigkeit achten, denn eine saubere Schufa-Auskunft und eine positive Umsatzentwicklung des Betriebs sind entscheidend. Zudem helfen bestehende Kundenaufträge und zukünftige Projekte, die Liquidität des Unternehmens zu sichern, was Banken als positives Zeichen werten. Es empfiehlt sich, verschiedene Angebote von Banken zu vergleichen, um den besten Zinssatz zu erhalten. Spezialisierte Handwerkerbanken bieten oft bessere Konditionen als allgemeine Banken.
Optimale Zinssätze und flexible Tilgungsoptionen für Handwerker
Bei der Aufnahme eines Darlehens ist es für Handwerker entscheidend, nicht nur auf die Höhe des Zinssatzes zu achten, sondern auch auf flexible Tilgungsbedingungen. Ein optimaler Zinssatz für Handwerksbetriebe liegt aktuell je nach Bonität und Laufzeit zwischen 2 % und 4 %. Wichtig ist, dass die Zinssätze festgeschrieben werden, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Gerade bei längeren Darlehenslaufzeiten sollten feste Zinsen bevorzugt werden, da sie das Risiko von Zinserhöhungen in der Zukunft ausschließen.
Neben dem Zinssatz spielen die Tilgungsmodalitäten eine zentrale Rolle. Handwerker profitieren von Darlehen mit flexiblen Rückzahlungsoptionen, die es ermöglichen, bei saisonalen Schwankungen die monatliche Belastung anzupassen. Ein variables Tilgungsmodell, bei dem die monatlichen Raten in umsatzstarken Monaten erhöht und in schwächeren Phasen reduziert werden können, sorgt für zusätzliche Flexibilität.
Auch Sondertilgungen sind ein entscheidender Vorteil. Sie ermöglichen es, das Darlehen vorzeitig zurückzuzahlen, ohne hohe Vorfälligkeitsentschädigungen. Gerade in Phasen unerwartet hoher Umsätze oder zusätzlicher Einnahmen können Sondertilgungen dazu beitragen, die Restschuld schneller zu senken. Banken bieten oft kostenfreie Sondertilgungen von bis zu 5 % des ursprünglichen Darlehensbetrags pro Jahr an.
Weiterbildungskosten steuerlich absetzen und Gewinne steigern
Handwerker können die Kosten für ihre Weiterbildung in der Regel steuerlich absetzen. Dies gilt sowohl für die Kursgebühren als auch für damit verbundene Ausgaben, wie Reisekosten oder Materialien. Wenn ein Elektriker zum Beispiel eine Weiterbildung im Bereich Photovoltaik für 3.000 Euro absolviert, kann er diese Summe als Betriebsausgabe ansetzen. Dadurch reduziert sich der zu versteuernde Gewinn, was wiederum die Steuerlast senkt.
Ein Handwerker mit einem Jahresgewinn von 50.000 Euro und einer Steuerlast von 30 % zahlt beispielsweise normalerweise 15.000 Euro an Steuern. Wenn Weiterbildungskosten von 3.000 Euro für eine Qualifikation im Bereich Photovoltaikanlagen abgesetzt werden, reduziert sich der zu versteuernde Betrag auf 47.000 Euro, wodurch die Steuerlast auf 14.100 Euro sinkt. Das spart 900 Euro. Langfristig führen zusätzliche Aufträge durch die Weiterbildung zu Einnahmen von 10.000 Euro. Nach Steuern bleibt ein höherer Nettogewinn, was die Investition in Weiterbildung besonders lohnenswert macht.
IT-Vorsprung schaffen: Mittelstandsförderungen durch die Bundesregierung nutzen
Der deutsche Mittelstand kann durch verschiedene Förderprogramme der Bundesregierung finanzielle Unterstützung erhalten, um seine IT-Infrastruktur zu modernisieren und wettbewerbsfähig zu bleiben. Zu den bekanntesten Programmen gehört „go-digital“, das Unternehmen mit bis zu 99 Mitarbeitern und einem Umsatz von maximal 20 Millionen Euro anspricht. Dieses Programm bezuschusst Beratungsleistungen für die Digitalisierung von Geschäftsprozessen, IT-Sicherheit und digitale Markterschließung. Bis zu 50 % der Kosten für autorisierte Beratungsdienste werden übernommen, was Unternehmen bis zu 16.500 Euro einbringen kann
Das „Digital Jetzt“-Programm richtet sich an etwas größere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 499 Mitarbeitern. Hier können Unternehmen bis zu 50.000 Euro an Zuschüssen erhalten, wenn sie in digitale Technologien oder die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter in digitalen Kompetenzen investieren. Auch Schulungsmaßnahmen, die den Einsatz von neuen Softwarelösungen fördern, werden unterstützt.
Zusätzlich gibt es spezielle Fördermöglichkeiten auf Länderebene, wie die „Digitalprämie Berlin“ oder den „Digitalbonus Bayern“, die KMU gezielt dabei helfen, digitale Technologien anzuschaffen und in ihre Prozesse zu integrieren. Diese Förderprogramme können bis zu 50 % der Kosten für Soft- und Hardware übernehmen und helfen den Unternehmen, schnell an die erforderlichen IT-Tools zu gelangen.
Finanzielle Hilfe: Stille Teilhaber als Chance mit Einschränkungen
Eine weitere Möglichkeit für Handwerksbetriebe, finanzielle Unterstützung zu erhalten, besteht darin, stille Teilhaber in das Unternehmen aufzunehmen. Diese Investoren stellen Kapital zur Verfügung, treten jedoch nicht aktiv in das Tagesgeschäft ein. Stille Beteiligungen sind für Handwerksbetriebe attraktiv, weil sie die Liquidität erhöhen und gleichzeitig die unternehmerische Freiheit erhalten bleibt. Anders als bei Krediten muss das Kapital nicht zwingend zurückgezahlt werden, da stille Teilhaber meist an den Unternehmensgewinnen beteiligt werden.
Vorteile einer stillen Beteiligung
Die Aufnahme eines stillen Teilhabers bringt einige Vorteile. Der größte Vorteil besteht darin, dass keine sofortigen Tilgungen oder Zinsen fällig werden, wie es bei einem Kredit der Fall ist. Stille Teilhaber erhalten in der Regel einen Anteil am Gewinn, wodurch das Unternehmen in schlechten Jahren keine festen Zahlungen leisten muss. Diese flexible Finanzierungsmethode ist besonders in Krisenzeiten oder bei starken Umsatzschwankungen attraktiv.
Ein weiterer Vorteil ist, dass stille Teilhaber oft nicht aktiv in die Geschäftsführung eingreifen. Dies gibt dem Unternehmer die Freiheit, weiterhin eigenständig Entscheidungen zu treffen. Im Gegensatz zu einem Kredit belastet die stille Beteiligung auch nicht die Bilanz mit Schulden, was sich positiv auf die Eigenkapitalquote auswirken kann.
Nachteile im Vergleich zu Krediten
Trotz dieser Vorteile gibt es auch erhebliche Nachteile im Vergleich zu einem klassischen Kredit. Der größte Nachteil besteht darin, dass die Beteiligung am Gewinn langfristig höhere Kosten verursachen kann als Zinsen für einen Kredit. Wenn das Unternehmen erfolgreich ist und hohe Gewinne erwirtschaftet, muss ein erheblicher Anteil davon an den stillen Teilhaber abgeführt werden. Dies schmälert die Gewinne des Unternehmens dauerhaft, während ein Kredit nach einer bestimmten Laufzeit vollständig getilgt ist.
Der mögliche Verlust an Entscheidungsfreiheit ist ein weiterer Haken. Zwar sind stille Teilhaber oft nicht aktiv im Geschäftsbetrieb, doch können sie in bestimmten Situationen Mitspracherechte einfordern, insbesondere wenn es um grundlegende Veränderungen im Unternehmen geht.
Zum Ausbildungsbetrieb werden und finanzielle Unterstützung sichern
Aktuell gibt es in Deutschland über eine Million Handwerksbetriebe, von denen viele aktiv zur Fachkräftesicherung beitragen. In den über 130 Ausbildungsberufen besteht nach wie vor Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. Um Anreize für Betriebe zu schaffen, Ausbildungsplätze anzubieten, gibt es verschiedene finanzielle Unterstützungsmaßnahmen, die sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene greifen.
Die Förderung von Ausbildungsplätzen im Handwerk ist notwendig, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist besonders im Handwerk hoch, und viele Betriebe können ihren Nachwuchs durch eigene Ausbildung sichern. Doch für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ist die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen oft mit hohen Kosten verbunden. Hier setzen Förderprogramme an, die Ausbildungsbetriebe entlasten und die Schaffung von Ausbildungsplätzen fördern.
Ausbildungsprämie im Rahmen des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“
Eine der wichtigsten Unterstützungsmaßnahmen ist die Ausbildungsprämie, die im Rahmen des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“ bereitgestellt wird. Diese Prämie richtet sich speziell an kleine und mittlere Unternehmen, die trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten, wie beispielsweise der Corona-Pandemie, Ausbildungsplätze anbieten oder erhöhen. Betriebe können für jeden neu geschaffenen oder erhaltenen Ausbildungsplatz eine Prämie von bis zu 6.000 Euro erhalten. Diese finanzielle Hilfe zielt darauf ab, die Ausbildung auch in Krisenzeiten aufrechtzuerhalten und zu fördern.
Unterstützung durch die Bundesländer
Auch die Bundesländer bieten eigene Förderprogramme an, um Handwerksbetriebe bei der Ausbildung zu unterstützen. In einigen Bundesländern gibt es etwa Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung oder Fördermittel für Investitionen in die Ausbildungsinfrastruktur, wie die Anschaffung von Maschinen oder Ausbildungsmaterialien. Besonders förderfähig sind Betriebe, die zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen oder Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen ausbilden.