Aktuelle Krisen und die Inflation lassen die Preise steigen, sodass autarke Stromgewinnung für Eigenheimbesitzer immer attraktiver erscheint. Gleichzeitig liegt der Fokus immer stärker auf nachhaltigen Energiequellen. Doch welche Optionen haben Hausbesitzer, ihren eigenen Strom zu erzeugen? Und welche Möglichkeiten werden zukünftige Innovationen uns eröffnen? Hier folgt der Check:
Solaranlage
Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Eigenheims wandelt Sonnenenergie in Strom um. Diese Energie kann der Eigentümer entweder selbst verbrauchen und dabei Stromkosten sparen oder gegen eine Vergütung ins Stromnetz einspeisen. Doch rechnet sich die Anschaffung immer? Und welche Nutzungsart bringt die größte Ersparnis?
Wie viel kostet eine PV-Anlage?
Um die Preise für Solaranlagen vergleichen zu können, gibt man den Preis in Euro pro KWp (Kilowatt-Peak) Leistung an. Aktuell werden normalerweise Summen von 1.500 bis zu 2.500 Euro pro Kilowatt-Peak aufgerufen. Für eine durchschnittliche Anlage mit 10 KWp Leistung kommen so insgesamt rund 15.000 bis zu 30.000 Euro inklusive der Installation zusammen. Die Kosten variieren hier mitunter stark, je nachdem, ob ein Speicher zur Anlage dazugehört oder nicht.
Lohnt sich die Anschaffung?
Dass sich die Investition in eine PV-Anlage lohnt, konstatieren Experten, wenn sich die Kosten binnen der kommenden 10-20 Jahre amortisieren. Als Vergleichsgröße wird dabei ein durchschnittlicher Strompreis von 30 Cent / KWh angenommen, den man ohne die PV-Anlage für seinen Energieverbrauch zahlen müsste. Bei den aktuellen Preisen könnten sich die Investitionskosten im besten Fall bereits nach 10 Jahren amortisiert haben. Je perfekter die Südausrichtung der Dachflächen dabei ist, desto effektiver kann die Anlage genutzt werden.
Einspeisen oder selbst verbrauchen?
Die Anlage auf dem Dach kann rund ein Drittel des Haushaltsstroms abdecken – immerhin scheint die Sonne nicht rund um die Uhr. Wer einen Batteriespeicher dazukauft, kann die Ausbeute auf über 60 Prozent des Haushaltsstroms steigern. Auf der anderen Seite lässt sich überschüssiger Strom ganz oder teilweise ins Netz einspeisen und an den Stromanbieter verkaufen. Welche Lösung die günstigere ist, hängt auch hier wieder von der individuellen Situation ab.
Eigenverbrauch lohnt sich für Vielverbraucher in teuren Zeiten
Wer seinen Solarstrom selbst verbraucht, spart besonders dann, wenn die Energiepreise am höchsten sind. Denn wenn man den Anschaffungspreis der PV-Anlage durch die Anzahl der Kilowattstunden teilt, die sie in den kommenden 20 Jahren erzeugen wird, landet man zwischen 10 bis 16 Cent pro Kilowattstunde. Gegenüber einem Preis von 30 Cent und mehr für die Energie vom externen Anbieter sparen Vielverbraucher dabei eine Menge.
Volleinspeisung wird höher vergütet als Teileinspeisung
Wer seinen Solarstrom nutzt und gleichzeitig einen Überschuss ins Netz einspeist, erhält eine Vergütung, die meist unter den eigenen Kosten liegt. Die Anbieter zahlen hier aktuell 5,8 bis 8,2 Cent pro Kilowattstunde, wobei kleinere Anlagen den höheren Preis erzielen. PV-Anlagen-Eigentümer, die sich zur Volleinspeisung verpflichten, erhalten dagegen zwischen 9 bis 13 Cent pro KWh.
Autark per Stromspeicher?
Mit dem passenden Stromspeicher können Eigenheimbesitzer einen höheren Anteil ihres Eigenverbrauchs durch den Solarstrom decken, müssen aber die Investitionskosten für den Speicher dabei einkalkulieren. Sie liegen zwischen 500 und 1.200 Euro pro KWh Batterieleistung. Meist lohnt sich ein Speicher nur bei einem hohen Energieverbrauch, z.B. wenn die Heizung per Wärmepumpe betrieben wird und das E-Auto an der heimischen Wallbox geladen wird.
Balkonkraftwerk
Balkonkraftwerke versprechen gerade für Mieter eine preiswerte und simple Selbsterzeugung von Energie. Die Panels lassen sich einfach am Balkongeländer oder auf der Terrasse anbringen und werden einfach in die Steckdose gesteckt. Im Gegensatz zu den großen PV-Anlagen für das Dach sind die Anschaffungskosten gering. Doch lohnt sich die Anschaffung?
Wie funktioniert das Balkonkraftwerk?
Das Prinzip ist simpel: Ein Balkonkraftwerk verbindet ein oder zwei Solarpanels mit einem sogenannten Wechselrichter. Dieses Bauteil wandelt den Gleichstrom, den die Panels mit Sonnenlicht erzeugen, in Wechselstrom um, der in unseren Steckdosen fließt. Wenn man also sein Balkonkraftwerk ans heimische Netz anschließt, liefert es gängigen Strom, den die Abnehmer, wie Waschmaschine, Kaffeemaschine und Laptop, verbrauchen.
Wie viel kostet das Mini-Kraftwerk?
Hier liegen die Angebote je nach Hersteller zwischen 600 und 1.200 Euro. Fachleute schätzen, dass Nutzer rund 10 bis 20 Prozent ihres Stromverbrauchs mit dem Balkonkraftwerk abdecken können. Wer also für seine jährliche Stromrechnung rund 1.000 Euro zahlt, braucht etwa drei bis sechs Jahre, bis sich ein Balkonkraftwerk mit 600 Euro Anschaffungskosten rentiert. Die gängigen Modelle werben dabei mit ihrer Langlebigkeit, sodass Käufer mit Nutzungsdauern von 20 Jahren rechnen können.
Welche Vorgaben macht der Gesetzgeber?
Für das Anbringen eines Balkonkraftwerks an einer Eigentumswohnung muss die Eigentümerversammlung zustimmen. Die Anlage soll sturmfest montiert werden, wobei Laien aktuell nur Balkonkraftwerke bis zu einer Leistung von 600 Watt selbst aufbauen dürfen. Für Geräte mit mehr Leistung muss man den Elektriker kommen lassen.
Mini-Windkraftanlage für das Eigenheim
Manch ein Hausbesitzer fragt sich vielleicht, ob er ein Windrad als Mini-Version im eigenen Garte für die Erzeugung des persönlichen Strombedarfs nutzen könnte. Tatsächlich gibt es die Mini-Windräder zum Kauf – doch rentiert sich ihr Aufbau?
Der Ertrag von Kleinwindkraftanlagen hängt stark von den Umständen ab
Auch wenn die Hersteller mit innovativem Design und hoher Effizienz werben – den maximalen Ertrag erzielt ein kleines Windrad nur am idealen Aufstellungsort. Es braucht eine freie Fläche, auf der weder Bäume noch Häuser die hohen Windgeschwindigkeiten bremsen. Auch die Lage im Tal oder auf der falschen Seite einer Bergkuppe wirken sich ertragsmindernd aus.
Wie viel Strom erzeugt ein Mini-Windrad?
Die Modellrechnung kalkuliert mit einem Windrad, dessen Rotor einen Meter Durchmesser hat und das über eine Rotorfläche von 0,8 Quadratmeter verfügt. Aufgestellt im Binnenland auf einem Hausdach erzeugt es bei durchschnittlichen Bedingungen etwa 96 KWh Strom im Jahr. Zum Vergleich: Ein 2-Personen-Haushalt verbraucht zwischen 2.000 und 3.500 KWh jährlich. Verdoppelt man den Rotordurchmesser des Windrads, vervierfacht sich sein Ertrag. Bei doppelter Windgeschwindigkeit erzeugt es schon das Achtfache an Strom.
Zukunftsmusik: Welche Optionen könnte es in der Zukunft noch geben?
Selbst grüne Energie erzeugen – an diesem Ziel arbeiten aktuell viele Forscher und Firmen weltweit. Diese Technologien könnten zukünftig dabei helfen:
- Solardachziegel: Hier werden Nutzer angesprochen, denen die Optik heutiger PV-Anlagen ein Dorn im Auge ist. Denn Solardachziegel erscheinen wie klassische Dachziegel, in denen die Solartechnik integriert ist. Der Nachteil: Im Vergleich zu den heutigen PV-Anlagen sind die Sonnenziegel noch etwa doppelt so teuer.
- Gas aus Abfall: Diese Erfindung ist bereits produktionsreif und kommt in Afrika vielfach zum Einsatz. Dabei füllt der Nutzer seine pflanzlichen Küchenabfälle in einen Gärbeutel, wo Mikroorganismen den Abfall zersetzen, sodass Gas und Flüssigdünger entsteht. Das Gas kann direkt in die Küche geleitet werden, wo per Gaskocher die nächsten Mahlzeiten zubereitet werden können.
- Künstliche Blätter: Hier handelt es sich eher um ferne Zukunftsmusik als um ausgereifte Technik. Forscher arbeiten aktuell daran, das Prinzip der Photosynthese zu kopieren, sodass künstliche Blätter Sonnenlicht direkt in nutzbare Energie wie z.B. Treibstoffe umwandeln könnten.
Fazit: Erneuerbare Energien bieten viele Möglichkeiten
Hausbesitzer, die beim Strom sparen wollen, sollten sich im Bereich der PV-Anlagen über Angebote informieren. Hier gilt: Je günstiger man die Anlage pro KWp einkauft, desto schneller rechnet sich die Investition. Ein zusätzlicher Speicher nützt dabei nur jenen, die ohnehin viel externen Strom einkaufen müssen, weil sie ihr Auto damit laden und eine Wärmepumpe betreiben.