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Photovoltaik- und Solaranlagen

Repowering Photovoltaik: PV-Anlagen erneuern & nutzen

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 26. Juli 2024
Lesedauer: 12 Minuten
© Halfpoint / istockphoro.com

Sie besitzen bereits eine Photovoltaikanlage, die Strom produziert, doch deren Leistung hat in der letzten Zeit stark nachgelassen? Es ist in einem solchen Fall nicht notwendig, eine neue PV-Anlage einzubauen. Stattdessen können Sie auf das sogenannte Repowering zurückgreifen und durch den Austausch einzelner Komponenten die installierte Leistung wieder auf Höchstform bringen.

Alles auf einen Blick:

  • Photovoltaik Repowering bedeutet, dass eine alte Anlage aufgerüstet wird, um wieder effizient arbeiten zu können und gleichzeitig an die neuen Gegebenheiten angepasst zu sein.
  • Dabei können beispielsweise bei einer bestehenden Anlage einzelne Solarmodule oder der Wechselrichter ausgetauscht werden.
  • Diese Maßnahme ist deutlich günstiger als der Neubau einer Solaranlage, gleichzeitig lässt sich die Effizienz wieder erheblich steigern.
  • Durch die neuen Fassungen des EEG wird das Wiederfitmachen von alten PV-Anlagen gefördert.
  • Das Photovoltaik-Repowering sollte immer von einem Experten durchgeführt werden.

Photovoltaik: Was ist Repowering?

Wer eine Solaranlage besitzt, die bereits in die Jahre gekommen ist, wird das Problem kennen, dass die installierte Leistung zum Teil erheblich nachlässt. Es kann nur noch vergleichsweise wenig Strom erzeugt werden, sodass gleichzeitig mehr vom Netzbetreiber beziehungsweise Stromanbieter zugekauft werden muss. Möchten Sie weiterhin Solarenergie nutzen, haben Sie in diesem Moment die Wahl zwischen dem kompletten Austausch der Anlage oder dem sogenannten Repowering.

Das bedeutet, dass lediglich einzelne Komponenten, die nicht mehr die gewünschte Leistung (hierbei spricht man von einer „Degradation“) erbringen, durch neue ausgetauscht werden. Fast immer sollte beispielsweise der Wechselrichter ersetzt werden. Oft ist es zudem notwendig, daneben auch Solarmodule zu erneuern. Dieses aktive Repowering steht dem einfachen gegenüber. Da werden Komponenten ausgetauscht, weil die alten Module defekt sind oder Teile gestohlen wurden.

Was kann man auf diese Weise erreichen?

Das größte Ziel für jeden Anlagenbetreiber ist natürlich, für eine möglichst hohe Effizienz zu sorgen, auch wenn das System bereits viele Jahre alt ist. Schließlich lassen sich so erhebliche Stromkosten sparen und Sie können mehr saubere Energien nutzen. Das ist auch das Ziel der Novellen des EEG – des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

GUT ZU WISSEN:
Wenn Sie an Ihrer PV-Anlage etwas verändern, dann müssen Sie das bei der Bundesnetzagentur melden. Gleiches gilt übrigens für eine Mini-Solaranlage, die Solarstrom vom Balkon bezieht. Den Netzbetreiber müssen Sie dann informieren, wenn sich insgesamt an der installierten Leistung etwas ändert.

Was sind die Vorteile von Repowering von PV-Anlagen?

  • Ertragssteigerung
  • höhere Nutzung der erneuerbaren Energien
  • neue technische Komponenten sind auf einem modernen Stand
  • Sie profitieren von neuen Garantiezeiten auf die nachgerüsteten Teile wie zum Beispiel bei den neuen Modulen
  • Wartungs- und Reparaturkosten lassen sich senken und Ausfallzeiten werden verringert beziehungsweise verhindert

Der Ertrag einer PV-Anlage, die schon viele Jahre alt ist, kann auf diese Weise um einiges gesteigert werden und das gilt auch für Agri-PV wie auf Weiden installierte PV-Flächen. Dies hängt damit zusammen, dass neue Komponenten verbaut werden, die auf einem moderneren technischen Stand sind als es noch bei Anlagen der Fall war, die beispielsweise zehn Jahre alt sind. Auf die neu eingebauten Komponenten gibt es obendrein frische Garantiezeiten, sodass Sie hinsichtlich möglicher Defekte eine größere finanzielle Sicherheit haben.

Schafe grasen auf einer Wiese vor einer Reihe von Photovoltaikanlagen. Die Kombination von Viehhaltung und Solaranlagen auf Agrarflächen zeigt eine nachhaltige Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen zur Energiegewinnung durch Repowering von Photovoltaikanlagen.
Bei Agri-PV kann sich Repowering ebenfalls lohnen © K_Thalhofer / istockphoto.com

Auch der Wartungsaufwand reduziert sich und es lassen sich Reparaturkosten senken, die aufgrund der vielen Betriebsjahre und damit aufgrund von Verschleiß entstehen. Auch Ausfallzeiten beim Strom durch Photovoltaik können verhindert werden.



Repowering wird attraktiver

In den letzten Jahren haben sich in Sachen Photovoltaik einige entscheidende Entwicklungen ergeben, die das Solaranlagen-Repowering deutlich attraktiver gemacht haben:

  • Sinkende Kosten: Die Preise für Solarmodule und andere Bauteile sind in den letzten Jahren deutlich gesunken. 
  • Steigende Effizienz: Die Effizienz von Solarmodulen hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Moderne Module liefern deutlich mehr Strom pro Quadratmeter als ältere Modelle. 
  • Verkürzte Amortisationszeit: Durch die sinkenden Kosten und die steigende Effizienz hat sich die Amortisationszeit deutlich verkürzt. In vielen Fällen ist das Verfahren heute bereits nach wenigen Jahren rentabel.
  • Vereinfachte Technik im Bereich Photovoltaik: Die Umsetzung ist inzwischen deutlich einfacher und mit einem geringeren Risiko verbunden.
  • Größere Kompatibilität: Moderne Module und Wechselrichter sind oft mit älteren Komponenten kompatibel. Dies macht es in vielen Fällen auch technisch möglich, an eine Erneuerung zu denken. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das EEG und seine Novellen eine wichtige Rolle bei der bestehenden Förderung des Solaranlagen-Repowerings in Deutschland spielen. Die Regelungen des EEG bieten Betreibern von Solaranlagen verschiedene Vorteile, die die Wirtschaftlichkeit verbessern können.

Das sollten Sie beachten

  • Wirtschaftlichkeit: Prüfen Sie, ob das Vorhaben aus wirtschaftlicher Sicht für Sie sinnvoll ist. Dazu müssen Sie die Kosten (zum Beispiel für neue Module) mit den zu erwartenden Ertragssteigerungen und Einsparungen (durch geringere Stromkosten) vergleichen.
  • Technische Machbarkeit: Stellen Sie sicher, dass es technisch möglich ist. Dazu müssen Sie unter anderem prüfen, ob die neuen Teile mit den vorhandenen Komponenten kompatibel sind und ob etwa die Dachkonstruktion die zusätzliche Belastung durch die neuen Module tragen kann.
  • Rechtliche Rahmenbedingungen: Informieren Sie sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen in Ihrer Region. Dazu gehören unter anderem die baurechtlichen Vorschriften und die Regelungen des EEG.

Bei der Durchführungen müssen Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Beauftragen Sie unbedingt für das Repowern Ihrer Solaranlage einen erfahrenen Fachbetrieb. Er sorgt auch für die Abnahme, bevor Sie die erneuerte PV-Anlage wieder in Betrieb nehmen und mit ihr saubere Energie produzieren.

Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Repowern?

Folgende Faktoren können hier in die Überlegung mit hineinspielen:

  • Alter der Anlage: Je älter die Solaranlage ist, desto geringer ist ihre Effizienz. Daher kann es sich lohnen, eine ältere PV-Anlage in Teilen durch ein neues, effizienteres Modell zu ersetzen, vor allem dann, wenn Leistung und Ertrag nicht mehr richtig stimmen. 
  • Neuerungen bei der Technik: Die Solartechnologie entwickelt sich ständig weiter. Neue Module sind effizienter und erzeugen mehr Strom pro Quadratmeter. 
  • Strompreise: Die Strompreise steigen seit Jahren. Daher kann es sich lohnen, eine Solaranlage zu repowern, um den Eigenstromverbrauch zu erhöhen und so unabhängiger zu werden.
  • Persönliche Ziele: Wenn Sie Ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern oder Ihre Energiebilanz verbessern möchten, können Sie das so erreichen.

Welche Regelungen und Normen gelten?

Grundsätzlich sind beim Repowern die Regelungen und Normen einzuhalten, die sich aus dem EEG ergeben. Dieses wurde im Jahr 2023 zugunsten der Anlagenbetreiber überarbeitet. Der Gesetzgeber macht es den Betreibern inzwischen deutlich einfacher, indem folgende Punkte greifen:

  • Erleichterung des Modultauschs – es ist kein Defektnachweis mehr notwendig
  • Erhalt der EEG-Förderung auch beim Repowern
  • Mehr Flexibilität bei der Anlagengröße
UNSER TIPP:
Wir empfehlen, sich im Vorfeld von einem Experten beraten zu lassen, welche Richtlinien einzuhalten sind und welche Optionen Sie nutzen können. Schließlich kann sich die Lage aktuell schnell wieder verändern, was zur Verunsicherung führen könnte. Der Experte kann zudem eine Berechnung durchführen, um herauszufinden, ob sich das PV-Anlagen-Repowern in Ihrem Fall überhaupt lohnt.


Wie ist das Vorgehen beim Repowern?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Vor allem die folgenden drei Varianten werden sehr oft genutzt, um die Solaranlage wieder effizienter zu machen:

  1. Der alte Wechselrichter wird gegen ein neues Modell ausgetauscht, das auf einem modernen technischen Stand ist.
  2. Die gesamte Anlage wird modernisiert und es werden in diesem Zuge ein Hybrid-Wechselrichter und ein Stromspeicher eingebaut.
  3. Neben der Modernisierung der Anlage und dem Tausch von Modulen wird auch ein Wechselrichter installiert, der ein smartes Energiemanagement ermöglicht.

Repowering ist grundsätzlich für PV-Dachanlagen aber auch für Anlagen auf Freiflächen möglich. Es gelten diesbezüglich jedoch unterschiedliche Voraussetzungen:

Baurechtliche Vorschriften

  • Dachanlagen: Bei der Modernisierung von Dachanlagen müssen in der Regel die bautechnischen Vorschriften des jeweiligen Bundeslandes und der Kommune beachtet werden. Dies kann unter anderem bedeuten, dass die neuen Module eine bestimmte Größe und Leistung nicht überschreiten dürfen oder dass ein bestimmter Abstand zu Dachfenstern oder anderen baulichen Elementen eingehalten werden muss.
  • Freiflächenanlagen: Freiflächenanlagen unterliegen in der Regel strengeren baurechtlichen Vorschriften als Dachanlagen. Dies liegt unter anderem daran, dass Freiflächenanlagen das Landschaftsbild stärker beeinflussen können. Daher müssen bei der Modernisierung von Freiflächenanlagen unter anderem die Abstände zu Wohngebieten, Naturschutzgebieten und Straßen beachtet werden.

Fördermöglichkeiten

  • Dachanlagen: Für die Modernisierung von Dachanlagen stehen verschiedene Förderprogramme von Bund, Ländern und Kommunen zur Verfügung. Die Höhe der Förderung hängt unter anderem von der Anlagenleistung und der Art der Modernisierungsmaßnahme ab.
  • Freiflächenanlagen: Für die Modernisierung von Freiflächenanlagen stehen weniger Fördermöglichkeiten zur Verfügung als für Dachanlagen. Dies liegt unter anderem daran, dass Freiflächenanlagen in der Regel wirtschaftlicher betrieben werden können als Dachanlagen.

Technische Gegebenheiten

  • Dachanlagen: Bei der Modernisierung von Dachanlagen muss die Tragfähigkeit des Daches beachtet werden. Die neuen Module dürfen das Dach nicht überlasten.
  • Freiflächenanlagen: Freiflächenanlagen bieten in der Regel mehr Platz als Dachanlagen. Daher ist es bei Freiflächenanlagen möglich, die Anlagenleistung durch die Installation zusätzlicher Module zu erhöhen.

Welche Hürden gibt es?

Glücklicherweise lässt sich sagen, dass die Hürden für das Repowern von PV-Dachanlagen im Rahmen des Solarpakets der Bundesregierung (Ziel: mehr Solarstrom, weniger Bürokratie) inzwischen deutlich reduziert wurden. Auch Hausbesitzer, die eine Dachanlage betreiben, können hiervon profitieren und müssen beim Rundumerneuern Ihrer Photovoltaik-Anlage mit deutlich weniger bürokratischen Hürden rechnen als noch vor wenigen Monaten. Ziel der Absenkung der Voraussetzungen ist es, die Energiewende in Deutschland voranzutreiben, sodass in einigen Jahren möglichst fast der komplette Strom, den wir in unserem Land verbrauchen, aus erneuerbaren Energien stammt.

Wann lohnt sich eher ein Neukauf?

Ehe Sie sich für das Repowering entscheiden, sollten Sie überlegen, ob sich dies in Ihrem Fall überhaupt lohnt. Dazu sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

  • Weist die Solaranlage erhebliche Leistungseinbußen auf?
  • Sind die verwendeten Komponenten noch auf einem modernen Stand der Technik und arbeitet die Photovoltaik-Anlage wirtschaftlich?
  • Gibt es, wenn Teile defekt sind, noch passsende Ersatzteile zu kaufen?

Ob das Repowern oder der Neukauf besser für Sie geeignet sind, ist individuell zu ermitteln. Schließlich spielen hier verschiedene Faktoren zusammen, die jedoch für das jeweilige Projekt separat zu betrachten sind. Sie sollten grundsätzlich die Kosten für die Anschaffung und den Einbau einer neuen PV-Anlage den Kosten für den einfachen Austausch der Komponenten gegenüberstellen. Außerdem sind die Leistungsverbesserung und der hierdurch gestiegene Ertrag einzubeziehen. Am besten lassen Sie sich diesbezüglich von einem Experten beraten, der eine exakte Berechnung aufstellen kann.

Kosten

Die Kosten hängen von diversen Faktoren ab und sollten daher im Einzelfall betrachtet werden. Grundsätzlich sollten Sie diesbezüglich jedoch Folgendes beachten:

Was kostet Repowering?

Die Gesamtkosten hängen stark von der Größe und den spezifischen Gegebenheiten der Anlage ab. Als Faustregel gilt jedoch, dass alles in allem durchschnittlich mit 300 Euro pro kWp gerechnet werden sollte. Hinzu kommen die Kosten für einen Speicher (falls gewünscht) und eventuell weitere Sonderleistungen.

Im Überblick fallen Kosten für die folgenden Dinge an:

  • neuer Wechselrichter
  • neue Solarmodule
  • eventuell Stromspeicher
  • Abbau der alten und Aufbau der neuen Komponenten (eventuell Kosten für ein Gerüst)
  • Entsorgungskosten

Das bedeutet, dass das Ganze schnell mehrere tausend Euro kosten kann. Im günstigsten Fall sollten Sie derzeit pro kWp mit etwa 100 bis 400 Euro rechnen. Werden also beispielsweise 3 kWp benötigt, um die ursprüngliche Leistung zu verbessern, kostet dies 300 bis 1.200 Euro. Hinzu kommen die Kosten für einen Wechselrichter, die bei rund 1.200 bis 2.000 Euro liegen können, je nachdem, welche Leistungserfüllung erwartet wird. Die Kosten für die Installation belaufen sich auf etwa 50 bis 80 Euro pro Stunde. Die Entsorgungskosten für Altmodule betragen etwa 30 Euro pro kWp.

Diesen Anschaffungskosten ist der Ertragswert gegenzurechnen, bei dem die folgenden Faktoren Beachtung finden sollten:

  • aktuelle Ergebnisse der alten Anlage in Relation zu den zu erwartenden Ergebnissen
  • erhöhter neuer Ertrag wird mit der geplanten Restlaufzeit der Anlage multipliziert

Wird Repowering von PV-Anlagen gefördert?

Eine Förderung erfolgt derzeit über die sogenannte Einspeisevergütung. Diese erhalten Sie, wenn Sie einen Teil des erzeugten Stromes in das öffentliche Netz einspeisen. Auf Grundlage des Solarpakets gestaltet sich die Einspeisevergütung beim Repowering folgendermaßen:

Für die durch die alten Komponenten erbrachte Leistung wird die bisherige Einspeisevergütung gezahlt. Was durch die neuen Komponenten erzielt wird, wird mit der neuen Vergütung abgegolten.

Diese Rechnung geht jedoch nur auf, wenn die alte (ursprüngliche) und die neue Anlage dieselbe Leistung erbringen und einspeisen. Steigert sich das Leistungsmaß durch das Repowering über das ursprüngliche Maß hinaus oder haben Sie einen hohen Eigenverbrauch, werden komplexere Verfahren der Berechnung verwendet. Auch in diesem Fall empfehlen wir Ihnen daher, sich an einen Experten zu wenden.



Fazit

Das Repowering von Photovoltaik ist eine gute Möglichkeit, eine in die Jahre gekommene PV-Anlage mit neuen Komponenten auszustatten und hierdurch eine Leistungssteigerung zu erreichen. Seit der Einführung des neuen Solarpakets durch die aktuelle Bundesregierung wird das Repowern deutlich einfacher und unbürokratischer. Ob es sich allerdings im Einzelfall lohnt, sollte am besten von einem Profi individuell ermittelt werden.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.