Ob in neuen oder alten Häusern – jede Immobilie benötigt eine zeitgemäße Elektroinstallation. Verbraucher stellen sich dabei die Frage, wann man eine Stromleitung verlegen lassen sollte, welche Herausforderungen dabei auf einen zukommen und ob es gesetzliche Vorschriften gibt, die zwingend zu beachten sind. Antworten auf diese Fragen erhalten Sie im Folgenden.
Eine Stromleitung zu verlegen, ist eine klassische Aufgabe für den Elektriker. Was viele Verbraucher nicht wissen: Die Experten müssen weit mehr tun, als nur eine Stromleitung im Haus verlegen. Sie führen eine Elektroplanung durch, müssen oftmals vorhandene Stromleitungen erweitern oder veraltete Stromleitungen erneuern. Nicht zuletzt gehört zur Aufgabe des Elektrikers, eine solide Elektroinstallation durchzuführen, die in allen Punkten sicher ist und die Wünsche des Kunden zu einhundert Prozent erfüllt.
Eine Stromleitung verlegen: Der Zeitpunkt ist entscheidend
Den Aufbau des Stromnetzes planen Elektriker am liebsten, wenn ein Haus errichtet wird. Der Grund ist simpel: Zu diesem Zeitpunkt haben die Fachleute maximale Flexibilität und fast keine Einschränkungen. Sie klären mit Ihnen ab, welche Ansprüche Sie haben, und planen die Stromkabel dementsprechend.
Stromleitungen bereits im Zuge des Hausbaus planen
Folgende Fragen wird Ihnen ein Elektriker beim Hausbau stellen:
- Wie groß ist die geplante Wohnfläche?
- Wie viele Elektrogeräte werden Sie im Haus haben?
- An welchen Stellen sollen die Geräte aufgestellt werden?
- Wollen Sie Lautsprecherkabel neben einer Stromleitung verlegen?
- Wollen Sie ein Netzwerkkabel mit einer Stromleitung verlegen?
Mit großer Wahrscheinlichkeit besitzen Sie einen Bauplan, mit dessen Hilfe Sie dem Elektriker die geplante Einrichtung Ihrer Wohnung zeigen können. Erstellen Sie ansonsten gemeinsam einen Einrichtungsplan, indem Sie folgende Elektroinstallationen notieren:
- Lichtschalter
- Steckdosen
- Deckenlampen
Falls Sie Ihr Haus zusätzlich mit Netzwerkkabeln ausstatten, sollten Sie diese Anschlüsse ebenfalls einzeichnen.
Die Planung der Elektroinstallation erfolgt im Regelfall gemeinsam mit einem Raumdekorateur, falls Sie die Einrichtung nicht selbst übernehmen. Der Dekorateur sollte mit Ihrem Elektriker zusammenarbeiten, damit überall dort eine Steckdose zu finden ist, wo später eine Lampe oder ein anderes Gerät stehen soll, das Strom benötigt.
Stromleitung im Zuge der Sanierung verlegen
Etwas komplizierter ist das Unterfangen im Bestandsbau, beispielsweise wenn eine Sanierung ansteht. Der Elektriker muss prüfen, ob die vorhandenen Stromkabel den heutigen Standards noch genügen oder ob sie erneuert werden müssen. Dabei handelt es sich um ein kostspieliges, zeitlich aufwendiges Projekt. Der Experte muss nämlich jede einzelne Stromleitung prüfen.
Gerade in alten Immobilien fehlt in vielen Situationen ein Bauplan, auf dem der Verlauf der Stromleitungen ersichtlich ist. Der Fachmann muss in solchen Fällen die Stromkabel erst ausfindig machen, bevor er sie prüfen kann.
Wenn Sie sich dazu entscheiden, alle Stromleitungen im Haus zu erneuern, sollten Sie für die Zukunft planen. Wählen Sie gemeinsam mit dem Elektriker ausreichend viele Schalter und Steckdosen, Netzwerk- sowie Telefon- und Antennenanschlüsse. Gerade die Netzwerkanschlüsse sind wichtig, da in immer mehr Regionen der Breitbandausbau vorangetrieben wird. Es ist nicht auszuschließen, dass in Zukunft das Fernsehen nur noch über das Internet übertragen wird. Aufgrund der immer höher werdenden Auflösungen wächst der Bedarf an Bandbreite – und das Streaming funktioniert über ein Kabel schlichtweg besser als über WLAN.
Eine Stromleitung nur nach Bedarf neu verlegen?
Nicht immer erlaubt das Budget eine komplette Sanierung der Wohnung beziehungsweise eine Erneuerung der vorhandenen Stromleitungen. In solchen Fällen entscheiden sich Immobilienbesitzer, nur eine neue Stromleitung verlegen zu lassen. Lohnt sich dieser Aufwand?
Das Problem der Verlegung einer Stromleitung bei Bedarf sind die anfallenden Kosten:
- Kosten für die Anfahrt des Elektrikers
- Kosten für das benötigte Material
- Kosten für die Ausführung der Arbeit
Außerdem müssen Sie überlegen, welche Installationsart Sie wünschen:
- Stromleitung unter Putz verlegen
- Stromleitung auf Putz verlegen
Die zweite Option hat den Vorteil, dass sie günstiger ist. Es handelt sich um eine sichtbare Kabelverlegung, die gerne in der Garage, im Keller und anderen weniger wichtigen Räumen erfolgt. Experten verlegen das Stromkabel in einem Rohr, Kabelkanal oder einer Kabelbühne (im Industriesektor).
Die Verlegung im Putz erfordert, dass der Elektriker die Wand aufreißt, die alte Installation entfernt und neue Stromleitungen verlegt. Zwar ist der Aufwand hier größer, dafür sind die Leitungen später unsichtbar.
Für welche der beiden Arten Sie sich entscheiden, hängt davon ab, welchem Zweck die neue Stromleitung dienen soll, wie groß Ihr Budget ist und wann eine komplette Sanierung Ihrer Elektroinstallation ansteht.
Stromleitung verlegen: Diese Möglichkeiten gibt es
Wie wir zuvor erklärt haben, kann die Installation einer Stromleitung im Putz oder auf dem Putz erfolgen. Nachfolgend gehen wir auf die verschiedenen Verlegearten genauer ein.
Die Aufputz-Installation
Die sichtbare Verlegung von Elektroleitungen ist eine beliebte, kostengünstige Variante und eignet sich besonders für Garagen, Kellerräume sowie Gartenhäuser. Doch auch die Nachinstallation in Räumen, in denen bereits eine Unterputzinstallation vorhanden ist, die aber nicht verändert werden soll, ist üblich.
Im Privatbereich kommen folgende Installationsarten infrage:
- Rohr: Mithilfe von Schnappschellen werden spezielle Rohre an der Wand und der Decke befestigt; in diese Rohre werden die Stromleitungen eingeführt.
- Kabelkanal: Diese im Regelfall aus Kunststoff bestehenden Kanäle werden mithilfe einer Säge zurechtgeschnitten und mit Schrauben an der Wand beziehungsweise Decke befestigt.
Die Unterputz-Installation
Die Unterputz-Verlegung ist eine weitere klassische Installationsart. Elektriker verlegen die Leitungen in Schlitzen, die sie in unverputzte Wände fräsen. Der Vorteil besteht darin, dass die Leitungen unsichtbar sind und spätere Anpassungen kein Problem darstellen, da sich die Leitungen in Rohren befinden; die Mauer muss nicht erneut aufgerissen werden, um Leitungen auszutauschen.
Eine Unterputzinstallation ist jedoch nicht überall möglich, da eine bestimmte Wanddicke erforderlich ist (mindestens 11,5 Zentimeter; bei tragenden Wänden ab 24 Zentimeter).
Stromleitung im Garten verlegen
Stromleitungen sind nicht nur im Innenbereich zu finden, sondern können auch im Außenbereich, zum Beispiel im Garten, verlegt werden. In einem früheren Artikel haben wir bereits ausführlich darüber berichtet, was zu beachten ist, wenn Sie Erdkabel verlegen lassen wollen.
Im Idealfall planen Sie die Verlegung von Stromleitungen im Garten schon beim Hausbau. Auch das nachträgliche Verlegen ist möglich, jedoch muss der Elektriker unter Umständen mit einem Gärtner zusammenarbeiten, falls die vorhandenen Pflanzen umgesiedelt werden müssen. Wenn Sie ohnehin eine Neugestaltung des Gartens planen, erleichtern Sie so Ihrem Elektriker das Verlegen der Stromkabel ins Erdreich um ein Vielfaches.
Stromkabelarten und Einsatzgebiete
Neben der Installationsweise unterscheiden Elektriker auch zwischen verschiedenen Leitungen, die für unterschiedliche Einsatzgebiete gedacht sind:
- Flexible Rohre aus biegsamem Kunststoff werden heutzutage bei einer Neuinstallation verwendet; sie vertragen Wärme und brechen bei einer leichten mechanischen Belastung nicht.
- Bei der Freiverlegung kommen auch feste PVC-Rohre zum Einsatz, da sie nur wenige Punkte zur Befestigung benötigen.
- Flachleitungen besitzen bereits drei- bis fünfadrige Stromleitungen; sie eignen sich ausschließlich für Trockenräume und werden unter Putz verlegt.
- Klassische Installationskabel sind mit PVC ummantelt und können sowohl unter als auch auf Putz verlegt werden; diese Leitungen werden ohne Installationsrohre verlegt, sodass später kein zusätzlicher Leiter hinzugefügt werden kann.
Ein Elektriker wird je nach Einsatzgebiet das passende Kabel und den Querschnitt wählen. Generell können Sie sich aber merken: Für wenig belastete Steckdosen und die Beleuchtung reicht ein Querschnitt von 1,5 Quadratmillimetern; für Wäschetrockner, Heizkessel und Co. sind es 2,5 Quadratmillimeter; hohe Anforderungen (zum Beispiel Garage oder Hobbywerkstatt) erfordern vier Quadratmillimeter.
Normen für die Verlegung von Stromleitungen
Einer der wichtigsten Gründe, warum Laien keine Stromleitungen verlegen sollten, sind die zahlreichen Normen, die einzuhalten sind. Es ist die Aufgabe des Elektrikers, dafür zu sorgen, dass er alle Standards kennt und die Leitungen fachgerecht installiert.
Folgende Normen sind unter anderem einzuhalten:
- DIN VDE 0100–520
- DIN VDE 0298–4
- DIN VDE 0100–520
- DIN 18015–3 (bei Unterputz-Installation)
- DIN EN 61386 (für Installationsrohre)
Besonders von Bedeutung ist der Mindestquerschnitt gemäß DIN VDE 0100–520:2013–06 für Leitungen. Dieser beträgt für Kupferleitungen mindestens 1,5 Quadratmillimeter; bei längeren Leitungen muss der Querschnitt unter Umständen größer sein.
Darüber hinaus gibt es viele weitere Vorschriften und Anforderungen, zum Beispiel für:
- Leitungen, die in der Nähe von Telekommunikationskabeln verlegt werden
- Leitungen, die sich in der Nähe von nicht elektrischen Anlagen befinden
Ein Elektriker kennt all diese Vorschriften und kann Ihnen mitteilen, aus welchen Gründen er die jeweiligen Stromkabel, einen bestimmten Querschnitt und eine Verlegeart gewählt hat.
Kosten für die Verlegung von Stromleitungen
Elektriker berechnen bis zu 100 Euro pro Stunde. Der Aufwand für die Verlegung von Stromleitungen hängt von der gewählten Methode (auf oder unter dem Putz), dem Aufbau Ihres Hauses sowie vielen weiteren Kriterien ab. Bedenken Sie, dass im Regelfall Fahrtkostenpauschalen anfallen. Je länger die Arbeiten dauern und je häufiger der Experte zu Ihnen fährt, desto höher die Kosten. Wählen Sie deshalb für große Arbeiten am besten einen Elektriker aus Ihrer Region.